Leseklasse

An der Katharinenschule wurde im Schuljahr 15/16 zum ersten Mal eine Leseklasse für Kinder mit Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten eingerichtet.
In dieser Klasse wird durch mehr Deutschstunden, speziellen Übungen für den Grundwortschatz und vielen gleich aufgebauten Stunden mit Schwingen, Blitzlesen, 1-min-Diktaten und viel Lesen das Lesen und die Rechtschreibung trainiert.
Die Leseklasse ist auf 2 Jahre angelegt: Im ersten Jahr steht das Lesen im Mittelpunkt, im zweiten Jahr der Rechtschreibaufbau.

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Erfahrungsbericht zur Leseklasse

Ein neues Konzept, eine neue Klasse- ob das gut geht? Und ob! Auch wenn es am Anfang viel Aufwand war: es hat sich gelohnt!

Ich begann in der Leseklasse mit 5 Kindern aus unterschiedlichsten Schulen und Orten. Durch kleinschrittiges Arbeiten, viele Wiederholungen, feste Rituale und feste Abläufe der Deutschstunden, erlangten die Kinder zunächst vor allem Sicherheit. Sicherheit, dass sie etwas können. Dies war bei allen wichtig für ihr Selbstbewusstsein.
Im Laufe des Schuljahres lernten manche Kinder von Grund auf das Lesen, andere verbesserten ihre schon vorhandene Leseleistung. Dies geschah zunächst vor allem durch die so genannte „Geheimsprache“, ähnlich einer Gebärdensprache, die den Schülern die Buchstaben auf eine andere und für sie motivierende Weise näherbrachte. In beiden Leseklassenjahren wird viel Zeit für das Lesen verwendet: in der Lesezeit, beim Vorlesen, mit Leseheften, durch Lesehausaufgaben, im Wochenplan, in der Bücherei, mit Antolin,etc. Da ich mehr Deutschstunden als die Regelklasse habe, ist es mir möglich, dies alles umzusetzen.
Das Schreiben wurde im ersten Jahr vor allem durch die Wiederholung der einzelnen Buchstaben geübt, aber auch durch Lernwörter. Diese mussten die Schüler jeden Tag im Unterricht lesen und schreiben, spielerisch mit den Wörtern umgehen und als Hausaufgabe in verschiedenen Varianten schreiben. Wöchentlich wurden kurze Tests darüber geschrieben, um den Lernfortschritt sichtbar zu machen.
Es war toll für mich, zu sehen, wie die Schüler sich weiterentwickelten, welche Erfolgserlebnisse sie hatten und wie gerne sie zur Schule gingen.
Nur 5 Kinder in der Klasse zu haben, war gut für die spezielle Förderung jedes Einzelnen, aber nicht gut genug für ein gutes und ausgeglichenes Sozialgefüge in der Klasse.

Im zweiten Leseklassenjahr kamen nach einiger Werbung 5 neue Schüler hinzu- eine neue Herausforderung, alle zu fördern, jedem gerecht zu werden und vor allem die neuen Schüler zu integrieren in die andere Arbeitsweise.
Aber: es lohnt sich jeden Tag. Wie die Kinder sich freuen, wenn sie Erfolge erzielen, wie sie sich geöffnet haben – mir gegenüber, aber auch dem Lernen gegenüber: Es tut gut, dies zu sehen.
Wo es zu Beginn noch hieß „wann sind endlich wieder Ferien?“ lautet die Frage nun: „Was? Zwei Wochen sehen wir uns nicht?“ Das ist wohl das größte Lob und die tollste Rückmeldung.
Kinder, die frustriert zu mir kamen, komplette Arbeitsverweigerer waren oder bei kleinsten Fehlern den Mut verloren, eifern nun um die Wette: wer ist der Beste, der Schnellste, wer hat die meisten Wörter geschrieben, wer hat die schönste Schrift?

Natürlich sind die Kinder nicht perfekte Leser und Rechtschreiber, wenn sie die Leseklasse verlassen. Aber sie haben gelernt, mit ihren Schwierigkeiten umzugehen, kennen Mittel und Wege, um sich die richtige Schreibung herzuleiten und das wichtigste: sie haben Selbstvertrauen. Sie wissen, dass sie jemand sind und etwas können. Das ist das allerwichtigste überhaupt.

Es braucht die Leseklasse an der Katharinenschule in Esslingen weiterhin, am besten sogar 2 Leseklassen (1/ 2 und 3/ 4), um Kindern mit LRS Unterstützung bieten zu können.
Die Katharinenschule ist zentral gelegen und gut erreichbar – auch für Kinder aus den Teilorten Esslingens. Die Leseklasse zeigt Erfolge auf, die Kinder gehen wieder gern zur Schule – es braucht solch eine Klasse, um diesen Kindern wieder Mut zu machen.

Mein Fazit: Es war eine Menge Arbeit und sehr anstrengend für alle Beteiligten, aber es lohnt sich. Jeden Tag!

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